Am 28. Dezember 2021 wurde die 67-jährige Helga S. im Schlaf von ihrem Sohn erstochen. Sie ist einer von 190 deutschen, dokumentierten Femizid-Fällen in 2021. Aber sie wird im November 2022 keinerlei Erwähnung finden, wenn der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA) anlässlich der jährlichen Bundespressekonferenz zu „Partnerschaftsgewalt“ zusammen mit der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) erneut die steigende Zahl der in Deutschland getöteten Frauen präsentiert. Denn „Partnerschaftsgewalt“ exkludiert die Femizide, bei denen Mädchen und Frauen die Gewalt von Söhnen, Vätern, Schwagern, Cousins, Nachbarn, Stalkern und projizierenden Männern mit ihrem Leben bezahlen müssen.
Helga S. ist eine von (viel zu) vielen, deren Geschichte in Deutschland vermarktet wird. Einzelschicksal um Einzelschicksal werden die Gewaltexzesse beleuchtet und multipliziert, das tödliche Ergebnis, der Femizid, medial ausgeschlachtet. Dabei bleibt der Blick auf den gemeinsamen Nenner verstellt: Es geht nicht um Religion, Kultur oder Nationalität. Es geht um Macht und Kontrolle. Auch in Deutschland grassiert die tradierte, strukturell verankerte und vom Staat billigend gestützte, männliche Gewalt.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.2510-5116.2022.03.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 2510-5116 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2022 |
Veröffentlicht: | 2022-02-15 |
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